Wie wäre es, wenn wir formulieren würden, was wir wollen?
Im Coaching-Kontext geht es immer wieder um die Formulierung eines Ziels. Zu
Beginn eines Coaching-Prozesses und dann in jeder Sitzung wieder. Ohne Ziel kein
Auftrag. Ohne Ziel ist eine Sitzung ein gut bezahltes Gespräch. Das kann auch
schön sein. Nur führt es zu nicht allzu viel.
Auch die Ziel-Formulierung ist eine Art Prozess, denn in der Regel können wir
sehr genau sagen, was wir nicht wollen. Wir wollen, dass das Gegenüber dieses
oder jenes nicht mehr tut. Oder dass wir nicht immer wieder das Gleiche tun. Oder so
unter etwas leiden. Es ist sehr einfach, im Bestehenden die Dinge zu identifizieren,
die uns das Leben schwer/er machen.
Fokus
Aber - was wollen wir denn stattdessen? Du willst nicht immer wieder den selben
Fehler machen? Möchtest Du lieber einen anderen Fehler machen? Oder den selben
Fehler nur noch einmal? Was, wenn der Fehler sich ein bisschen verändert? Reicht
das schon?
Du merkst, wir konzentrieren uns, wenn wir uns mit dem „weg von“ beschäftigen,
vor allem auf das, was wir nicht mehr wollen. Und alles dreht sich darum.
Nimm einen Spaziergang mit einem zweijährigen Kind nach einem
Regenschauer. Und eine Pfütze. Ihr geht gemeinsam den Weg entlang und da ist
sie, die Pfütze. Das Kind geht zielstrebig darauf zu. Was machst Du? Das Kind hat
keine Gummistiefel an und keine Matschhose. Du hast auch (ganz ausnahmsweise
natürlich) keine Wechselkleidung dabei. Was machst Du?
„Geh nicht in die Pfütze!“
Wenn Kinder nicht so kreativ wären, wäre das eine wunderbare Ansage. Das
Kind hört aber nur „Pfütze“, da unser Gehirn so angelegt ist, dass es Verneinungen
nicht wirklich wahr nimmt, sondern ausblendet. Das Kind hört also „Pfütze“ und
schon ist es drin. Es ist gehüpft. Nicht gegangen. Hat also noch nicht mal etwas
falsch gemacht. Das zumindest würde es uns erklären, wenn es schon im Teenager-
Alter wäre. „Wieso? Du hast NUR gesagt, ich soll nicht hinein GEHEN. Ich hab mich
aber reinGELEGT. DAS war nicht verboten.“
Und das stimmt. Wenn wir uns im „weg von“ befinden, dann sehen wir nicht, was
wir eigentlich wollen, sondern fokussieren uns auf das „Problem“. Und haben es
damit ständig im Blick.
Wie war das mit „Denk nicht an einen rosa Elefanten?“ Schon ist er in Deinen
Gedanken. Ob klein, ob groß, ob Comic oder ganz real - er ist da.
„Ich will, dass es nicht mehr regnet.“ Was hast Du vor Augen? Den Regen. Und
das Wetter hat die Option von Wirbelsturm, Schnee, Nebel, Sonne und so vielem
mehr.
Stell Dir die Frage: Was will ich eigentlich stattdessen?
Und schon hast Du den Blick erhoben und Deinen Gedanken gesagt „Geh um die
Pfütze herum.“ „Lauf über die Wiese.“ „Komm zu mir an meine Hand.“ Oder auch
„Wenn schon, dann hüpf mit Schwung, damit es so richtig spritzt!“. Du bist wieder im
Möglichkeitsraum.
Das klingt einfacher als es ist. Denn das „weg von“ kennen wir gut. Bis ins
kleinste Detail. Wir können stundenlang darüber sprechen und jede Emotion
nachfühlen die wir je darin empfunden haben.
Das „hin zu“ ist neu. Und wenn es einfach wäre, dann hätten wir es doch längst
betreten, oder? Wenn es möglich wäre, dann wären wir doch längst da!
Im „Hin zu“ steckt so viel. Möglichkeiten, ja. Nur… das würde auch bedeuten,
dass wir handeln „müssten“ 1 . Wir können dann handeln. Und nochmal… wenn es so
einfach wäre, hätten wir es doch längst getan.
Lass uns also gemeinsam hingucken.
Was möchtest Du nicht mehr?
Was möchtest Du stattdessen?
Was hat Dich bisher davon abgehalten?
Für was wäre es gut, es zu tun/zu erreichen?
Für wen außer Dir könnte es noch gut sein?